Die chinesische Küche gibt es eigentlich nicht. Dies scheint auch reichlich abwegig, macht man sich bewusst, dass sich die Volksrepublik China über eine Fläche von 9.571.302 km erstreckt und mit knapp 1,3 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde stellt. Essen ist in China nicht gleich Nahrungsaufnahme, sondern es formuliert sich darin Kultur und Weltanschauung zugleich. China von seiner kulinarischen Seite zu entdecken ist somit auch ein hervorragender Weg das Land kennenzulernen. Grob lässt sich die chinesische Küche in fünf große Regionalküchen einteilen: Peking, Sichuan, Hunan, Kanton und Fujian. Im Prinzip gilt: je weiter südlich, desto schärfer die Küche.
Regionale Unterschiede
Die Hunan-Küche ist durch eine besondere Schärfe geprägt. Ebenso die Sichuan-Küche, in der darüber hinaus gerne Chili, Sojasauce und Ingwer verwendet wird. Die Kantonesische Küche erfreut sich hingegen insbesondere aufgrund ihrer Ausgewogenheit und Vielfalt großer Beliebtheit. Allerdings ist sie auch berüchtigt wegen der für den europäischen Gaumen eher ungewöhnliche Zutaten, wie zum Beispiel Hundefleisch, Insekten und Schlangen. Hunde- und Katzenfleisch sind allerdings vergleichsweise teuer und somit wird primär das Fleisch von Schwein, Huhn, Rind und Ente genutzt. Die Küche um Peking ist hingegen vor allem für ihre Teigwaren wie Jiaozi bekannt wenn man so will, die chinesische Variante der schwäbischen Maultasche. Fujian ist direkt am Meer gelegen und so besticht diese Küche vor allem durch ihre Seafood-Gerichte und Suppenzubereitungen. In Europa ist die eher süß-säuerlich ausgeprägte Fujian-Küche jedoch noch kaum bekannt.
Auch wenn Soja, Tofu und grüner Tee mittlerweile zum festen Repertoire in deutschen Supermärkten gehört, ist es in Deutschland eher schwierig echt chinesisch Essen zu gehen, da die meisten chinesischen Restaurants nicht von Chinesen betrieben werden und somit auch keine echte chinesische Küche angeboten wird. Wollen Sie also China in all seinen kulinarischen Facetten kennenlernen, bietet sich insbesondere eine Rundreise an. Gewarnt sollten dabei jedoch all jene sein, die nicht auf Milchprodukte verzichten können. Diese sind in China schwer zu bekommen, da dort die Laktoseintoleranz sehr weit verbreitet ist. Noch ein kleiner Tipp am Rande: Während vom Schlürfen bis Schmatzen und mit vollem Mund reden in der chinesischen Esskultur nahezu alles erlaubt ist, sollten Sie jedoch für das Naseputzen auf jeden Fall die Toilette aufsuchen!
Eine kulinarische Rundreise durch China
Der im Folgenden präsentierte Vorschlag für eine Rundreise bietet eine Kombination aus chinesischer Küche und Kultur. Beginnend in Peking im Norden des Landes führt sie über Shanghai in die Landesmitte, von dort weiter über Chengdu und Guilin und damit in den Süd-Osten nach Hongkong.
Sommerpalast bei Peking
In Peking angekommen empfiehlt sich zunächst eine Stärkung mit einem der bekanntesten Gerichte der chinesischen Küche: der Peking-Ente. Diese ist besonders empfehlenswert im Lao She-Teehaus, das nach dem berühmten chinesischen Dichter Lao She benannt ist. Während Sie in Peking sind sollten Sie auf jeden Fall den Himmelstempel, das Wahrzeichen der Stadt, besuchen. Im umliegenden Park können sie schließlich den Chinesen bei ihren täglichen Tai Chi-Übungen zuschauen. Am nördlichen Ende des Platzes des himmlischen Friedens liegt die Verbotene Stadt, bis zur Revolution 1911 der Palast der chinesischen Kaiser. Noch mehr vom authentischen Leben in China lernen Sie bei einem Spaziergang durch die Hutongs, den schmalen Gassen der Pekinger Altstadt, kennen. Kantonesische Spezialitäten können Sie schließlich im Restaurant Tiandiyijia probieren, einem edlen Speisetempel, der auf keiner Gourmetreise fehlen darf.
Dann geht es weiter in die größte Hafen- und Handelsstadt Chinas. Shanghai besticht durch ein ausgewogenes Verhältnis von Alt und Neu, nicht nur auf architektonischer Ebene. Hier kann man eine authentische Teezeremonie im Teehaus genießen und sich der meditativen Ruhe abseits des Gewusel auf den Straßen hingeben. Eine Spezialität, die Sie in Shanghai probieren sollten sind Xiaolong Baozi, gefüllte Dampfbrötchen. Im Wasserdorf Zhujiajiao nahe Shanghais, können Sie sich im Restaurant South Beauty dann der modernen chinesischen Küche widmen. Das sogenannte Fusion Food vereint in jedem seiner Gerichte die Einflüsse verschiedener Kulturen.
Weiter geht es in das Landesinnere, zum einstigen Ausgangspunkt der Seidenstraße, der Stadt Xi´an. Diese Stadt ist kulinarisch besonders interessant, da hier vor allem Angehörige der muslimnischen Minderheit der Hui leben und die Küche somit vor allem durch den Gebrauch von Lammfleisch und Nudeln geprägt ist. Hier sollten Sie sich also auf jeden Fall von den hiesigen Köchen die Zubereitung von Jiaozi, speziellen Teigtaschen, zeigen lassen.
Bier und Wein - chinesische Spezialitäten
Weiter in den Süden geht es nach Chengu, wo es nicht nur den in China so beliebten Großen Panda zu sehen gibt, sondern auch ein eigenes Museum der Sichuan-Küche, die sich insbesondere durch eine ausgeprägte Schärfe auszeichnet. Hier können Sie einen theoretischen Kochkurs machen und alle Spezialitäten der Region und die Geheimnisse der Sichuan-Küche kennenlernen. Nicht zu missen ist dabei natürlich der Feuertopf. Den Liebhabern der vegetarischen Küche ist der buddhistische Wenshu-Tempel nahezulegen, denn hier ist nicht nur eine buddhistische Lehranstalt beheimatet sondern gleichfalls eines der bekanntesten vegetarischen Restaurants Chinas.
Wer China besucht, darf sich einen Markttag nicht entgehen lassen. In Yangshuo bietet sich die Möglichkeit, die typische Angebotsfülle und Farbenpracht von Gemüse und Früchten auf sich wirken zu lassen. Doch besonders berühmt ist die Umgebung um Yangshuo für seine atemberaubende Landschaft, die geprägt ist durch den Li-Fluss und der sich darum formierenden eigentümlichen Karstkegelberge. Und natürlich hat diese Region auch eine lokale Spezialität: den Bierfisch, den es ganz traditionell mit einem kühlen Bier zu genießen gilt. Das Bier gehört neben dem Schnaps und dem Pflaumen- und Reiswein zu einem richtigen chinesischen Essen dazu. Nachhaltig geprägt wurde die Bierherstellung durch die deutsche Kolonie in Qingdao. In China hat nahezu jede Stadt ihre eigene Biersorte und so kann man beispielsweise in der Liquan-Brauerei in Guilin mehr über die typisch chinesische Brauweise erfahren.
Markt in Hongkong
Natürlich darf bei einer Rundreise durch China ein Besuch in Hongkong nicht fehlen, denn gerade hier können Sie sich auf einige besonders ausgefallene kulinarische Entdeckungen freuen, ist doch hier besonders die kantonesische Küche vertreten. Neben dem Bier hat auch die Weinherstellung regional eine lange Tradition in China. Allerdings verträgt er sich geschmacklich nur schlecht mit den intensiven Gewürzen und so sind die Speisen meist schlichtweg zu dominant. Näher mit der Geschichte des Weins in China können Sie sich in Macau auseinandersetzen, wo ein Weinmuseum auf die portugiesische Vergangenheit und Einflussnahme auf den Weinanbau eingeht.
Ein auf China spezialisierter Reiseveranstalter, über den Sie eine derartige kulinarische Rundreise durch das Reich der Mitte buchen können, ist China Tours. In kleinen Reisegruppen und mit bestens geschulten und ortskundigen Reiseleitern bietet Ihnen die kulinarische Chinarundreise eine ideale Möglichkeit Land, Kultur und vor allem den Gaumen China´s kennenzulernen.
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10. April 2012 - Redaktion KOCHSCHULE.de - FL