Die Favoriten in der belgischen Küche
Meistens sind es zuerst gar keine Gerichte oder Küchenraffinessen, die vor unserem geistigen Auge auftauchen, wenn wir an die belgische Küche denken. Nein, es sind eher zarte, sahnige Pralinen, leckere Biersorten und frische, heiße Pommes frites. In der Tat spielen die goldgelben Kartoffelstangen in Belgien eine wesentliche Rolle. Es gibt sie an jeder Ecke in den
Fritures, das sind oft nur kleine Verkaufsstände an der Straße. Selbst in erstklassigen Restaurants stehen Pommes frites auf der Speisekarte.
Kulinarische Strömungen: Wallonie, Brüssel, Flandern?
Das Land ist nicht groß, besitzt aber dennoch drei recht unterschiedliche kulinarische Strömungen. Die wallonische Region, Brüssel und die flämische Küche. In der Wallonie geht es in der Regel recht deftig zu. Moules-frites, das sind in Gemüsesud gegarte Miesmuscheln mit Pommes frites, das ist fast schon ein Nationalgericht. Insgesamt ist die Küche hier und in Brüssel sehr stark französisch beeinflusst. Regionale Produkte spielen eine große Rolle in ganz Belgien. So findet man viele Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten an den Küsten und im Hinterland steht gerne Wild auf der Speisekarte. An der Küste ist die graue Nordseegarnele eine besondere Spezialität. Sie hat ein eigenes, intensives Aroma. Bekannte Gerichte sind die Garnelenkroketten und, mit Garnelen gefüllte Tomaten, dazu werden Pommes frites gereicht.
Der Gemüse-Star: Chicorée
Das belgische Gemüse ist der Chicorée. An die 50 verschiedene Gerichte gibt es hier mit diesem zartbitteren Gemüse. Der Chicorée wurde sogar in Belgien entdeckt, hätten Sie das gedacht? 1846 hat der oberste Gartenbauer des botanischen Gartens in Brüssel die ersten Chicorées gezogen. Nun bekommt man überall in Belgien köstliche Gerichte mit Chicorée. Wie wäre es mit einem Chicorée Gratin (Gratin au Chicons) oder einer Chicorée-Cremesuppe (Soupe á l´ardennaise)? Letztere ist ein echter Gaumenschmeichler. Und auch Chicorée mit Karamell und Speck kann den Gaumen überzeugen. Außer Chicorée werden darin noch Lauch, Kartoffeln, Milch und Butter verarbeitet.
Belgische Rezeptklassiker
Man kann nicht von der belgischen Küche sprechen, ohne mindestens ein Kaninchen Rezept zu erwähnen. Fast jeder Belgier erinnert sich noch an den Kaninchenbraten (den besten), den es früher zu Hause immer gab. Da wäre zum Beispiel das berühmte Lapin à la Gueuze. Gueuze ist ein bekanntes belgisches Bier, darin wird das Kaninchen geschmort. Überhaupt das belgische Bier, es ist weltberühmt. Über 500 Sorten werden in Belgien gebraut, die meisten stammen aus alter Klostertradition. Weitere Rezeptklassiker in Belgien sind unter anderem Lütticher Prinzessbohnensalat mit Speckstreifen, Miesmuscheln flämischer Art mit Petersilienbutter, Apfel-Sellerie-Suppe oder Kalbspastete mit Äpfeln. Als Dessert mögen die Belgier insbesondere schlichte Vanille-Waffeln mit Puderzucker oder Kirschkaltschale mit Eischneeklößchen.
Fotos: WBT, © Alex Kouprianoff (1); Eike Dubois (1)